Verbotene Rebsorten kommen ins Europäische Parlament. Straßburg, Oktober 2025.
- Association Lumière du Jour

- vor 4 Tagen
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Anlässlich der Parlamentssitzung vom 20. bis 23. Oktober 2025 fand im Europäischen Parlament in Straßburg ein außergewöhnliches Treffen statt, das sich mit den sogenannten „verbotenen” Rebsorten – Clinton, Isabelle, Noah, Othello, Jacquez und Herbemont – sowie mit resistenten Hybridsorten (oder PIWI) befasste.
Dieses Treffen wurde auf Initiative des Europaabgeordneten Éric Sargiacomo mit Unterstützung von Cristina Guarda, Esther Herranz García und André Franqueira Rodrigues organisiert und brachte Winzer, Forscher und Vertreter verschiedener Branchen aus mehreren europäischen Ländern zusammen. Alle vertraten die Ansicht, dass diese Rebsorten, die seit fast einem Jahrhundert zu Unrecht verboten sind, heute einen konkreten Hebel für den ökologischen und landwirtschaftlichen Wandel darstellen könnten.
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Eine Debatte im Zentrum der Reform des “Paquet Vins”
Diese Diskussion findet vor einem wichtigen politischen Hintergrund statt: der Reform des „Weinpakets“ und der Vorbereitung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2027.
Die Europaabgeordneten Éric Sargiacomo und Chloé Ridel haben sich gemeinsam mit italienischen und portugiesischen Partnern auf einen europäischen Änderungsantrag geeinigt, der darauf abzielt, die sechs verbotenen Rebsorten wieder zuzulassen. Dieser Änderungsantrag wird dem Europäischen Parlament am 5. November 2025 im Rahmen der Verhandlungen über die GAP zur Abstimmung vorgelegt.
Das Ziel: Aufhebung eines 1934 eingeführten Verbots, das heute als wissenschaftlich unbegründet gilt, und Erlangung der vollständigen rechtlichen und kommerziellen Anerkennung dieser Weine. Über den symbolischen Wert hinaus würde diese Entwicklung eine politische Anerkennung des agronomischen und ökologischen Potenzials dieser widerstandsfähigen Rebsorten bedeuten:
Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden;
Anpassung an den Klimawandel;
Erhaltung der biologischen Vielfalt im Weinbau.
Von den Cevennen bis Straßburg, ein und derselbe Kampf
Die Anwesenheit von Vertretern der IGP Cévennes in Straßburg, die vom Departement Lozère begrüßt wurde, verlieh diesem Treffen eine starke territoriale Dimension. Seit mehreren Jahren setzt sich diese Appellation für die Wiederbelebung der sechs verbotenen Rebsorten ein, die die vinicole und kulturelle Identität der Cevennen geprägt haben.
Trotz eines fast hundertjährigen Verbots sind ihre Spuren noch immer vorhanden: In den Gärten und an den Steinmauern der Bauernhäuser der Cevennen erinnern Rebstöcke der Sorten Clinton, Isabelle oder Jacquez an einen beliebten, widerstandsfähigen und tief verwurzelten Weinbau.
Der Winzer Lilian Bauchet, Präsident des Vereins Vitis Batardus Liberata www.vitisbatardusliberata.org, erinnerte die Europaabgeordneten daran, dass die Aufhebung des Verbots nur ein erster Schritt sein wird. Der Anbau von Hybridreben stößt nach wie vor auf administrative und kulturelle Hindernisse, die aus einem Jahrhundert der Marginalisierung resultieren.
In Frankreich ist die Anbaufläche für Hybriden von 400.000 Hektar in den 1950er Jahren auf heute weniger als 10.000 Hektar zurückgegangen.
Der Verein mit mehr als 170 Mitgliedern setzt sich dafür ein, Hybridreben wieder in den Mittelpunkt des Wandels im Weinbau zu rücken, da er überzeugt ist, dass sie dazu beitragen können, die Branche nachhaltig von ihrer Abhängigkeit von Pflanzenschutzmitteln zu befreien.
Ein politisches und kulturelles Bewusstsein
Die Gespräche in Straßburg spiegeln einen tiefgreifenden Mentalitätswandel wider. Die gemeinsame Unterstützung von Éric Sargiacomo, Chloé Ridel und ihren europäischen Amtskollegen zeigt, dass das Thema mittlerweile über den Rahmen des Aktivismus hinausgeht: Es ist Teil einer europäischen Dynamik zur Rückeroberung der Landwirtschaft, des Kulturerbes und der Ökologie.
Das Treffen endete mit einer von Aude Rebourcet-Rigourd moderierten Verkostung, die zeigte, dass die Weine aus diesen lange verbotenen Rebsorten den traditionellen Crus in nichts nachstehen.



